DIE RHEINPFALZ, Sonntag der 26.05.2013
Robo, rette Borobudur!
Pfalz: Junge Konstrukteure kreuzen beim „Landeswettbewerb Robotik“ in Haßloch Legosteine mit künstlicher Intelligenz. Die Roboter sollen durchs indonesische Weltkulturerbe in Miniatur kurven.
Von Stephanie Becker
Borobudur steht seit gestern mitten in der Pfalz. Ist beim Original die Hauptkuppel der riesigen indonesischen Tempelanlage von 72 Buddha-Statuen umgeben, haben die „World Robot Olympiad“-Organisatoren in Haßloch den Maßstab deutlich heruntergebrochen und in der Robotik-Version auf einen 2,50 mal 1,30 Meter großen Tisch in einer Schulaula verfrachtet.
Im wahren Leben entdeckte der britische Gouverneur Sir Thomas Stamford Raffles 1814 die verschüttete buddhistische Anlage auf der Insel Java mithilfe von Einheimischen wieder. Seitdem wurde sie mehrfach restauriert und 1991 zum Unesco- Weltkulturerbe erklärt. Wie in der Realität befinden sich unter den würfelförmigen Lego-„Stupas“ einige kopflose Buddha-Statuen. In der Legowelt muss also ein Lego-Mind-storms-Roboter mit einer vorprogrammierten NXT-Steuereinheit die beschädigten Denkmäler zur Restauration abtransportieren.
Rekonstruktion, Programmieren, Daumendrücken. So läuft eine Vorrunde bei der „World Robot Olympiad“ ab, die es erst seit 2009 auch in Deutschland gibt. Neu unter den regionalen Vorentscheiden ist mit diesem Wochenende der erste Landeswettbewerb Robotik in Rheinland-Pfalz, der auch noch heute am Hannah-Arendt-Gymnasium in Haßloch läuft (öffentlich ab 12 bis gegen 18 Uhr). 19 Teams in den Altersgruppen 13 bis 15 und 16 bis 18 Jahre lassen ihre Roboter um die Teilnahme am Bundesentscheid am 8. Juni in Dortmund kämpfen.
Bis zu den Wertungsrunden am Mittag müssen die Teams mit je zwei bis drei Konstrukteuren ihren mitgebrachten Roboter frisch zusammensetzen: „Immer noch eine Umdrehung zu viel“, ruft Matthias Schapperth vom Team „Heintzenwies 2“ Idar-Oberstein streng. Mit zwei Klicks am PC bringt der 13-jährige Gymnasiast das am Spieltisch blitzschnell in Ordnung. Seine Mitschüler Saumya Jain und Samuel Burger richten Roboter „Robo“ mit Lichtsensoren, zwei Motoren für die Fahrt und einem Greifarm neu aus. Als Überraschungsregel muss der Roboter noch spontan drei Tischtennisbällen im äußeren Spielbereich ausweichen. Nur dann bekommt er Punkte extra. „Uns hat´s sogar Glück gebracht, weil wir in der Mitte fahren“, sagt Samuel, „einigen wird es zum Verhängnis.“
Die Emotionen ihrer Erfinder sind den motorisierten Hütern des Weltkulturerbes derweil völlig fremd. Als künstliche Intelligenz aus Steuereinheit und Rädern müssen sie heute Mittag noch für die Teams der 16- bis 18-Jährigen rote Lego-Echseneier des Komodo-Warans retten. Das Weltfinale in Jakarta winkt Ende des Jahres.
Mit der Feinmotorik eines handelsüblichen Robo-Staubsaugers kämen die Bausteinkerls mit programmierbarer Seele zwischen den Hindernissen nicht weit. Ausgekügelte Robotik ist darum auch die Chance fürs Berufsleben, findet Wirtschaftsinformatiker und „Technik begeistert“-Gründungsmitglied Markus Fleige, „denn neben dem Programmieren lernen Schüler das Arbeiten unter Zeitdruck und im Team kennen“.
Mit der Haßlocher Gruppe „Legomania“ nahm auch der inzwischen 19-Jährige Dennis Messer 2006 an der „First Lego League“ in Atlanta/ USA vor 70.000 Zuschauern teil und war mit 16 Jahren bei der „Olympiade“ in Manila (Philippinen). 2011 rollte Teamroboter „Abu“ in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) in den Kreis der 16 Besten. Heute organisiert Messer aus Überzeugung die „World Robot Olympiad“ mit. Demnächst will der Abiturient Wirtschaftsinformatik studieren: „Robotik schweißt Teams zusammen und lohnt sich.“
In diesem Jahr nehmen 20.000 Teams aus 40 Ländern an der „World Robot Olympiad“ teil, in Deutschland sind es 111 Teams bei acht Vorentscheiden.
© DIE RHEINPFALZ, 26.05.2013